Warum sind Schweizer für die Todesstrafe?

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nas-newbie

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@nas-newbie
Solche Triebe dürfen gar nichts rechtfertigen, allerdings können sie ein Verhalten erklären. itari hat recht, wenn er sagt ohne Triebe hätten wir nicht überlebt. Triebe sind nicht einfach per se schlecht.
Ich denke es hängt auch davon ab wie man Trieb definiert. Letztendlich sind es ja Zwänge und dabei gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Arten: Zum einen Zwänge/Triebe, die in unseren Genen stecken und zum anderen gesellschaftliche/kulturelle Zwänge. Gleichsetzen würde ich diese beiden Arten nicht.
Ein Bsp zum Unterschied: Wenn du jemanden in echter Notwehr killst, dann bist du "nur" deinem genetischen Überlebensinstinkt gefolgt. Wenn du jedoch jemanden aus kulturellen/gesellschaftlichen Zwängen heraus tötest (z.B. Ehrenmorde) ist das etwas total anderes als im ersten Fall.
Im ersten Fall würde dein Trieb zum Überleben imho dein Verhalten nicht nur erklären, sondern sogar rechtfertigen (das sieht der Gesetzgeber ja ähnlich)

Es werden verschiedene Sachen vermischt. Wenn ich aktiv versuche jemanden zu töten (warum auch immer), dann erfolgt eine Reaktion darauf.

Und diese darf entsprechend hart ausfallen.

Der Überlebensinstinkt (auf den du wohl hinauswillst) hat wenig mit einem "Trieb" zu tun, dass man töten "will".

Das sind grundverschiedene Begebenheiten.

Schlussendlich halte ich es für sehr primitiv, dass der Mensch es bis heute nicht geschafft hat ein Miteinander zu gestalten. Lernresistent sind wir.
 

jahlives

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Der Überlebensinstinkt (auf den du wohl hinauswillst) hat wenig mit einem "Trieb" zu tun, dass man töten "will".
Es gibt keinen Trieb zum Töten nur um des Tötens willen. So krank sind nur Menschen. In der Natur hat dieser Trieb zum Töten primär andere Absichten: z.B. Töten für Nahrung, Töten bei Kämpfen um Rangordnung oder Töten aus Selbsterhaltung.
Ich habe diese Tötungstriebe auch ned auf die gleiche Stufe gestellt, sondern klar abgegrenzt.
 

itari

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Das ist aber kein Trieb zum Töten, sondern mehr ein Trieb nach Nahrung der in unseren Vorfahren steckte (und natürlich auch noch in uns).
Das ist doch der natürliche Überlebensinstinkt einer jeden Art. Natürlich gibt es in der Tierwelt auch etliche Beispiele wo nicht primär wegen Nahrung, sondern wegen Status oder Rangordnung getötet wird (Schimpansen können ja unglaublich "brutal" sein). Allerdings denke ich, dass der Trieb nach Nahrung stärker ist als der Trieb nach einer Hackordnung in der Gruppe ;)

Ich verstehe ja, dass wir ein paar Probleme mit dem 'Töten' haben und das nicht gut finden, weil wir das so gelernt haben, das nicht gut zu finden. :)

Aber du kennst mich ja genug, um auch mal darunter zu schauen ... diesmal mit Fallbeispielen:

- die Sauhatz ... es war unglaublich befriedigend nach der aufregenden Jagd ...
- der Lonely-Man ging mit stolzem Haupt auf die Straße ... es war sein 22 Duell ... alle bewunderten ihn
- der fremde Hengst macht die Herde nervös ... Schwarzer Blitz war bereit gnadenlos bis zum Tod seine Vorherrschaft zu verteidigen
- die Erniedrigung wurde unerträglich ... sie wußte nur noch einen Ausweg: er musste weg ... langsam rührte sie das Gift unter
- der vermummte Mann fühlte sich als Vollstrecker einer höheren Macht und seine Finger bogen sich um den Abzug
- es wird aussehen wie ein Ritualmord, sagte er sich, sie werden keine Fragen stellen
- sei schrieb seit ihrer vermurksten Jugend Kriminalromane ... ihre Leserinnen waren voll des Lobes für ihre diffizielen Beschreibungen der Handlung

Die Literatur ist voll von Morden und wir sind fasziniert davon. Warum? Gäbe es da nicht den Trieb ... und ich denke im Moment nicht an den Selbsterhaltungstrieb (Nahrung/Verteidigung) ... eher vielleicht an den Sexualtrieb und seine Abkömmlingen. Dort würde ich auch das Rache-Motiv, die Geschichten mit dem Status aber auch die Video-Spiele-Faszination ansiedeln. Auch gibt es da noch die 'Mord-Phantasien', die ja auch irgendwo aus uns heraus kommen müssen.

Itari
 

jahlives

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Dort würde ich auch das Rache-Motiv, die Geschichten mit dem Status aber auch die Video-Spiele-Faszination ansiedeln. Auch gibt es da noch die 'Mord-Phantasien', die ja auch irgendwo aus uns heraus kommen müssen.
Rache und Status sind aber klar kulturelle Triebe und keine die wir irgendwie an unseren Genen festmachen könnten, oder? Was in der einen Kultur eine so herbe Beleidigung ist, dass man darum Rache üben muss, ist in einem anderen kulturellen Umfeld rein gar nichts oder sogar normal.
Den Sexualtrieb würde ich mal unter genetisch bedingt ablegen, weil dieser wohl in grauen Vorzeiten primär dem Zweck der Arterhaltung diente.
 

itari

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Rache und Status sind aber klar kulturelle Triebe und keine die wir irgendwie an unseren Genen festmachen könnten, oder? Was in der einen Kultur eine so herbe Beleidigung ist, dass man darum Rache üben muss, ist in einem anderen kulturellen Umfeld rein gar nichts oder sogar normal.
Den Sexualtrieb würde ich mal unter genetisch bedingt ablegen, weil dieser wohl in grauen Vorzeiten primär dem Zweck der Arterhaltung diente.

Ich denke, dass 'Triebe' eine hormonelle Stoffwechelsgeschichte sind und natürlich disponiert durch Gene, aber meist durch Nahrung und Interaktion mit der Umwelt entstehen. Hast ja bstimmt schon mal was davon gehört, dass man jemanden mit einem 'tollen' Essen 'scharf' machen kann. :D Genauso kann der Mangel von bestimmten Spurenelementen oder Vitaminen dazu führen, dass jemand weniger 'realitätsbewußt' ist. Und wahrscheinlich hast bestimmt auch schon mal die unterschiedlichen Verhaltenweisen von 'Unterzuckerten' und 'Überzuckerten' erlebt. Auch sogenannte 'religöse' Gefühle/Triebe können durch eine bewußt strukturierte Umwelt freigesetzt werden: Massenaufmarsch zum Beispiel ...

Ansonsten: Rache ist schon interkulturiell und auch in der Historie als Motiv nachweisbar; das Motiv ist also eher nicht kulturell definiert; bei der Art der Ausprägung und der Auslöser bin ich bei dir.

Der Sexualtrieb ist uns nicht in grauer Vorzeit 'abhanden' gekommen: Sprache, Kommunikation, künstlerisches, wissenschafltiches und gesellschaftliches Verhalten usw. basieren auf dem Sexualtrieb (oder moderner z. B. auf der Ausschüttung von Testosteron - da sind noch ein paar andere Hormone dabei ... aber das was wir Trieb nennen, ist wesentlich Hormonausschüttung).

Itari
 

itari

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Ihr habt Sorgen........:p

Wie willst denn jemals Programme verstehen, wenn du dir nicht im Klaren darüber bist, wie Menschen ticken, die Programme schreiben ... klar, kannst dich immer mit ner GUI (Äußerlichkeit) zufrieden geben, aber spätestens beim Firmware-Upgrade (wenn ein Mensch aus der Schule kommt), wirst merken, dass der auf einmal anders funktioniert und ein Downgrade ist halt immer kompliziert und beseitigt nicht alle 'Fehler' und 'Probleme'. :D Also musst schon manchmal die Konfigurationsdateien inspizieren ... und das machen wir ja gerade ... wir suchen die Zeilen, die offensichtlich auskommentiert wurden bei den Befürwortern der Einführung der Todesstrafe ... :D

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken in einer dir geläufigen Terminologie ;)

Itari
 

theMario

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Hallo Gemeinde,

ich krame das als SenfDazuGeber mal wieder aus :D

Ich habe kein Problem mit der Wiedereinführung der Todesstrafe. Mein Problem mit den Straftätern, welche dadurch ihr Leben lassen müssten und heute nur für ein paar Jahre eingesperrt werden (in "unseren" so komfortreichen Unterkünften mit Sport und Spiel nebenan - Freigang und und und...) sind bei Mord sich ja sicher, dass Ihrem Leib nichts widerfährt.
Zugegeben, das Leben des Opfers wird nicht wieder hergestellt, Mord wird es auch mit der Todesstrafe weiter geben und verhindern lässt sich solch eine Tat bei den kranken Köpfen, welche solch Straftaten begehen, sicher auch nicht.
Aber, ganz ehrlich - so hart es klingen mag. Für mich sind solch kranke Köpfe nicht heilbar - selbst einem Alkoholiker hält man nur trocken, wenn man ihm keinen Alkohol unterjubelt. Wenn also so ein "Kinderliebhaber" genug Kinder gesehen hat, kommt das kranke Hirn auch wieder ins Rattern und ... genau das passiert wieder.
Wozu soll dann die Gesellschaft in etwas investieren, was nicht reparabel ist? Zugegeben, das klingt unmenschlich, aber mal ganz ehrlich - braucht eine Gesellschaft sowas? Brauchen wir Sexualstraftäter in unserem Leben, in unserem Umfeld? Auf der einen Seite bemühen wir uns ungemein für eine bessere Umwelt, saubere Arbeitsplätze, kämpfen für jeden KiTa-Platz, jede Spielstraße & Tempo 30 Zone, halten die Alkoholiker und andere Müll hinterlassenden Süchtigen von den Kinderspielplätzen fern, wollen Qualität in unseren Lebensmitteln - für wen? Wenn nicht für die Kinder, die wir dann solch einer Gefahr aussetzen, als wäre alles nicht so schlimm - weil das gibt es ja nicht bei uns, sondern nur ganz weit weg... .
Der Vergleich, die Todesstrafe mit der Lebensmittelgewinnung zu vergleichen halte ich für bescheuert. Natürlich sterben Tiere für die Nahrungskette, welche wir "wunderbar" unter Kontrolle haben - aber darum geht es doch überhaupt nicht. Soldaten haben einen Befehl, sie sind nur ausführendes Glied - sie zu bestrafen ist ja ähnlich, als würden wir heute die Rentner von unseren Automobilkonzernen bestrafen wollen, weil sie in den Jahrzehnten zuvor, solch Stinkekisten gebaut haben.
Wir haben doch eine Doppelmoral, wenn wir einerseits von glücklichen Kindern träumen, andererseits nicht alle Gefahren gleichsam aus dem Weg räumen.
Habt ihr schon ein Opfer gesehen? Tage, Wochen Monate oder Jahre nach dem Sexualverbrechen? Nie werden diese Menschen unbelastet ihr Leben bestreiten. Solch eine Tat macht die Opfer kaputt und wir sorgen durch unsere Gesetzgebung dafür, dass die Täter sowas immer wieder tun können (zumindest nach ein paar Jahren).

Ich wünsche niemanden ein Opfer in seinem Umfeld - aber allen einen guten Rutsch in eine unbekümmerte Zeit 2013 (nur wahrscheinlich wird sie niemand haben)

theMario
 
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